Hardtail oder Fully?

Wenn sich zwei streiten, dann freut sich meist der Dritte. Aber wo ist der ominöse Dritte? In diesem Fall nicht in Sicht. Der Fahrradmarkt macht es dem passionierten Biker aber auch so schon schwer genug, denn in den letzten Jahren erlebte das so genannte "Fully" einen regelrechten Boom und lief dem Hardtail schon fast den Rang ab. Warum aber nur fast? Ich habe versucht die beiden Bauweisen gegenüberzustellen und ein paar Vor- bzw. Nachteile aufzuzeigen:

Das Hardtail - ungefedertes Hinterrad

Unbestritten liegt der größte Vorteil eines Hardtails am geringen Gewicht. Moderne Carbon Rahmen und extraleichte Komponenten, vorwiegend auch aus Carbon, schrauben das Gewicht in ungeahnte Tiefen. So kann ein perfekt auf Gewicht getrimmtes Hardtail schonmal die 8kg Marke knacken. Dies klingt zwar verlockend, meines Erachtens gibt es aber einige Dinge, die man dabei auch nicht außer Acht lassen sollte, bevor man sich so eine "Waffe" anschafft. Es handelt sich hierbei meist schon um ein reinrassiges Renngefährt, das auch nur in diesem Einsatzgebiet Sinn macht. Lange Abfahrten in vor allem schwierigem Gelände gehören demnach nicht zu den Stärken. Und dann wäre da natürlich noch der Preis: zufällig € 7.000,- unter dem Kopfpolster?

Natürlich gehts aber auch günstiger: ein gutes Hardtail, mit dem jeder Cross Country Biker sein Auslangen finden wird, ist auch für den kleineren Geldbeutel kein Ding der Unmöglichkeit. Zu beachten sind jedoch Dinge wie eine höhere Sensibilität und Wartungsintensität bei Carbon oder auch der Faktor "wie bequem ist mein bike". Grundsätzlich macht ein hardtail schon Freude, vor allem im echten Renneinsatz, der moderne/breite Trend geht jedoch eindeutig in die Richtung der vollgefederten Bikes.

Das Fully - vollgefedertes Bike

Mittlerweile ist der Markt bei vollgefederten Bikes schon fast nicht mehr überschaubar. Beschränken wir uns jedoch auf die simplen Vorzüge, oder auch Nachteile, die ein Fully mit sich bringt.

Ein gut abgestimmtes, vollgefedertes Bike fährt sich mit Sicherheit bequemer als ein steifes Hardtail. Der Grund dafür ist schnell gefunden: der komplette Hinterbau des Fahrrades ist über einen Dämpfer (Federung) mit dem Rahmen verbunden und erzeugt so viel besseren Bodenkontakt, sowohl bergauf als auch bergab. Der Nachteil an der ganzen Sache: der Dämpfer will gut abgestimmt sein, denn sonst erinnert eine Fahrt auf dem neuen Bike eher an die Kindheit und einen Ritt auf dem Schaukelpferd. Das Feintuning kann ganz schön knifflig werden, wenn man die ideale Einstellung jedoch gefunden hat, dann kommt man in den Genuss eines völlig neuen Bike-Erlebnisses.

Preislich ist bei den Fullys naturgemäß, ähnlich wie bei den Hardtails, auch alles möglich: vom billigen Baumarkt Fahrrad (ab € 199,-) bis zum High End Carbon Fully (~ bis 9.000,-) ist alles zu haben. Grundsätzlich, egal zu welchem Fahrrad man tendiert, ist von einem Baumarkt Fahrrad unbedingt abzuraten, denn der extrem billige Preis kommt nicht von ungefähr. Solche Fahrräder sind für eine kurze Fahrt zur Trafik zu gebrauchen, aber sicher nicht für eine anspruchsvolle Tour ins Gelände.


Fazit: den "Glaubenskrieg" Hardtail gegen Fully kann man eigentlich nicht vollkommen auflösen. Ein passionierter Racer wird nicht plötzlich zum 11 kg Fully greifen, genauswenig der Downhiller zum steifen Hardtail. Der beste Weg zum idealen Bike: genau überlegen wo, wie oft, wie lange will ich fahren und wieviel will ich ausgeben. Die Beantwortung dieser Fragen kann sehr hilfreich sein, ersetzt aber nicht den unschätzbaren Wert des direkten Vergleichs in Form von Probefahrten mit mehreren Bikes.

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